Geburtswehen

Um am Punktspielbetrieb teilnehmen zu können, mussten aber noch einige Geburtswehen überstanden werden. Die Hauptsorge galt der Sportplatzfrage. Dank des Entgegenkommens von Herrn Georg Wörl war sie jedoch rasch gelöst. Er stellte die an seine Wirtschaft und das Schulgrundstück anschließende Wiese zur Verfügung – wo heute der Kindergarten und das neue Schulhaus stehen. Wieder einmal mussten Kühe Fußballern weichen.

 

Die heimischen Spieler zogen sich im Hause Läuger im Waschhaus um. Die Gastspieler bevorzugten ein Nebenzimmer in der Wirtschaft. Duschen brauchte man damals noch nicht, als Waschgelegenheit diente ein Schaff oder man verzichtete ganz auf solcherlei überflüssige Kosmetik. Schließlich trocknete der Schmutz gut in die Haut ein und Sprays von Dior, Boss, Chanell und dergleichen fanden keinen Absatz, denn man bevorzugte eigene Körperdüfte.

Ein weiteres Problem der Nachkriegszeit war die Transportfrage: Wie kommt man zu den Auswärtsspielen nach Grünbach, Schwaig, Dorfen, Taufkirchen usw.?
Die bereits aufstrebende Traktorfabrik Geb. Eicher lieh einen Lkw (noch mit Holzvergaser) aus, der von Jakob Rottenbiller gesteuert wurde. Holpernd, rüttelnd und schüttelnd polterte man über die schlaglochübersäten Kiesstraßen. Rückgrad und Gesäßmuskulatur erfreuten sich dabei einer ausgiebigen Gratis-Massage. Schließlich war die Ladefläche des Mannschaftstransporters nicht gepolstert, sondern blankes Blech.
Starspieler wie Felix Klug holte man zu Hause ab; und gar nicht so selten sammelte man noch unterwegs Ersatzspieler auf der Straße ein, wenn ein paar von der Cracks ausfielen.
Denn das war Problem Nummer 3: Wie bringen wir 11 Spieler zusammen? Die Spielerdecke war äußerst dünn. Bereits beim Start in die Verbandsrunde bedurfte es eines faulen Tricks, Friedl Läuger, elfter Mann, war erst 17 Jahre alt, zu jung für die Seniorenelf. Er wurde flugs um ein Jahr älter gemacht, war damit spielberechtigt und die erste Mannschaft komplett. Die Sitten waren glücklicherweise nicht ganz so streng wie heute. Wichtig war, dass gespielt wurde.

Integrationskraft „FC Forstern“

Es zeigte sich bald, dass das Fußballspiel nicht nur durch die sportliche Betätigung begeisterte, sondern auch durch die damit verbundene Geselligkeit. So traf man sich nach dem Spiel beim Perz (Gasthaus Wörl), trank, sang, musizierte und tanzte zusammen. Das sprach sich auch bei den Gastvereinen herum, die gerne zukehrten und oft lange sitzen blieben.
Infolge der Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten, kamen viele Schlesier, Ostpreußen, Sudetendeutsche sowie Ungarn nach Forstern und Umgebung. Der FC Forstern wurde für viele die erste Kontaktadresse. Der Verein erlebte dadurch einen erfreulichen Spieler und Mitgliederzuwachs (1949: 70 Mitglieder). Männer wie Georg Krischkowski, Franz Schächer, Hans Waldmann und die aus der Gefangenschaft „heim“gekehrten Paul Rosenberger und Herbert Patermann prägten fortan das Spiel und Vereinsleben beim FC gravierend mit. Sie wurden sesshaft und fanden in Forstern, auch dank des Fußballs, ihre zweite Heimat.
Das Haus Läuger wurde nun immer mehr zum Mittelpunkt des Vereinsgeschehens.
Vater Läuger stellte sich als 1. Vorstand und Wohnungsagent für Vertriebene zur Verfügung, sein Sohn Friedl kümmerte sich um den Spielbetrieb, Tochter Paula wusch die Sporttrikots und war zugleich kritische Spielbeobachterin. Mama Läuger trug die zusätzlichen Belastungen mit bewundernswerter Geduld.

Wie im Fahrstuhl rauf und runter

Noch im Jahre 1949 jubelten die Mitglieder des Vereins über den ersten Aufstieg. Umso trauriger war man, als bereits im darauf folgenden Jahr wieder der Abstieg in die Bezirksklasse 2 folgte.
1951 übergab Herr Max Läuger den Vereinsvorsitz aus gesundheitlichen Gründen an Herrn Max Reimann.
Die Jugendarbeit der Aktiven, Kirschkowski und Patermann im Verein sowie von Lehrer Jaksch in der Schule, trug allmählich Früchte. Jugendspieler bildeten den Stamm der I. Mannschaft.

Verstärkt durch die Kameraden Ernst Pawlik, Herbert Klink, Zeno Mair, Josef und Hans Schauer aus Hörlkofen, schaffte man 1955 den Aufstieg in die B-Klasse.

 

Erneut rutschte man im folgenden Jahr in die unterste Spielklasse. Aber schon 1957 konnte man sich wieder hochrappeln in die B-Klasse. Die „Fahrstuhlepoche“ des Rauf und Runter war nun für lange Zeit beendet.

Zeit der Stabilisierung

Inzwischen hatte man die Viehweide (=Sportplatz) gewechselt. Die neue Spielwiese lag nun etwas weiter im Westen und im rechten Winkel zum alten Platz, man spielte in Süd-Nord-Richtung, ungefähr da, wo heute die Flurstraße verläuft und das Hohenbrunneranwesen.

 

Einen großen Fortschritt bedeuteten die beiden Umkleidekabinen und eine Duschkabine (mit gasbeheiztem Boiler), aus Holz gefertigt und die Flutlichtanlage (2 Telefonmasten mit je einem Scheinwerfer), die die Trainingsmöglichkeiten erheblich verbesserte.

Unter Jochen Köpsel, der als Spielertrainer von den Amateuren Holstein Kiels zum FC stieß, führte der Weg in die B-Klasse allmählich nach oben. Man musste nicht mehr ständig um den Klassenerhalt zittern. Jochen war ein vorzüglicher Mittelläufer, der das Spiel von hinten dirigierte und durch seine Kopfballstärke und technische Versiertheit der Hintermannschaft Stabilität verlieh.
Dieser Aufwärtstrend erfolgte unter der Regentschaft von Jakob Heberling, der von 1958-66 als 1. Vorsitzender fungierte. In seiner Ära glänzte der Verein durch starke Nachwuchsmannschaften. Mehrmals errangen Schüler- und Jugendmannschaften die Meisterschaft. Mancher ahnte schon, dass da talentiertes Spielermaterial heranwuchs, das einmal höhere Ziele anstreben konnte.
Unvergessen bleiben aus jener Zeit die Fahrten zu den Auswärtsspielen der Schüler und Jugend mit Jakobs „Oarkarrn“ (Eierwagen). Jakob Heberling war von Beruf Karrner, handelte also mit Kleinvieh und Eiern. In seinem geschlossenen Transporter stank es manchmal so nach faulen Eiern. Dass wir zwischendurch anhielten, weil sich Spieler übergeben mussten.

 

1955 in Reithofen gegründete Schülermannschaft wechselt im gleichen Jahr zum FC Forstern –

1955 gründete man eine Schülermannschaft in Reithofen. Die nötigen Trikots konnten durch eine Haussammlung und Spenden beim Sport- Häufle in Erding günstig erstanden werden. Es handelte sich dabei um ein blaues Unterhemd mit schwarzer Hose. Stutzen hatte allerdings jeder ein anderes Paar. Auf Drängen von Herbert Patermann und Lehrer Franz Jacksch wurden die Mannschaft im selben Jahr vom FC Forstern übernommen und war später eine der stärksten Mannschaften im Landkreis Erding.

von links nach rechts: Meinl Gerhard – Scherer Josef – Rief Eberhard – Zollner Alois – Schleibinger Franz – Schöne Helmut – Felbinger Adolf – Strotzer Eduard – Weiß Josef – Steinbrunner Otto und Wandinger Hilarius

 

Weitere Mannschaftsbilder aus den Jahren 1960 bis 1967 –